8. Nov. 2025: Gedenken an die Reichspogromnacht
Lesung, Andacht und Gang zum Gedenkort in Oberdollendorf
In diesem Jahr stehen Augenzeugenberichte im Mittelpunkt des ökumenischen Gedenkens. Die Historikerin Saskia Klemp, Mitarbeiterin der Gedenkstätte "Landjuden an der Sieg" und Mitglied im Arbeitskreis NS-Gedenkstätten NRW, hat dazu eine Lesung zusammengestellt. Zu Wort kommen Zeitzeuginnen, deren Aussagen unmittelbar nach und teils noch während der vom NS-Staat organisierten Ausschreitungen niedergeschrieben wurden. Im Anschluss an die Lesung und den Austausch dazu, laden die Evangelische Kirchengemeinde Oberkassel-Königswinter und der katholische Gemeindeverband Königswinter-Tal zu einer Andacht ein, an die sich der Gang zum Gedenkort in Oberdollendorf anschließt.
Die Lesung beginnt um 20 Uhr im Ev. Gemeindezentrum Dollendorf, Friedenstraße 29, 53639 Königswinter. Sie ist Teil der Reihe „Am Achten um Acht“.
Weitere Informationen zur Lesung »Augenzeugenberichte. Gewalt, Exzess, Zerstörung« von Saskia Klemp
In den Tagen um den 9. November 1938 fanden überall im Deutschen Reich staatlich inszenierte und von der Öffentlichkeit hingenommene Pogrome gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger statt. Die antisemitische Pressekampagne in diesen Novembertagen bereitete den Boden für die entgrenzte Gewalt gegen jüdische Menschen und für die gelenkte Zerstörung von jüdischen Einrichtungen – Synagogen und Betstuben, Friedhöfen, Wohnungen, Läden und Geschäftsräumen. Aus dem Antisemitismus, der seit 1933 Staatsdoktrin war und der die gesellschaftliche Ausgrenzung aller Jüdinnen und Juden begründete, wurde Verfolgung, die in Vernichtung mündete. Diese als Novemberpogrome bezeichneten Ereignisse waren das Fanal für alles Künftige. Sie sollen uns als Mahnung in Erinnerung bleiben, damit sich solches Unrecht in unserem Lande niemals wiederholt.
Die Lesung »Augenzeugenberichte. Gewalt, Exzess, Zerstörung« ist eine Sammlung von Berichten der Augenzeuginnen und Augenzeugen, die die brutalen Ausschreitungen erlebten und sie geben eine präzise Auskunft über die Eskalation antijüdischer Gewalt und die Folgen der Pogrome für die jüdische Bevölkerung des Deutschen Reiches. Schon unmittelbar nach den Novemberpogromen sammelte das von dem emigrierten deutschen Juden Alfred Wiener gegründete »Jewish Central Information Office« in Amsterdam mehr als 350 Augenzeugenberichte, die unmittelbar und teils noch während der vom NS-Staat organisierten Ausschreitungen niedergeschrieben wurden.
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