„Tak for Alt“
Es ist Sommer in Dänemark. Die Sonne scheint, Blumen duften und Schmetterlinge tanzen vorbei. „Tak for Alt“ lese ich. Hier und da und dort drüben auch. „Tak for Alt.“ „Danke für alles.“ Ich lese...
... und stehe dabei auf einem Friedhof mit vielen Grabsteinen mit eben diesen drei Wörtern: „Tak for Alt“, „Danke für alles“. Was für ein schöner Satz, denke ich und freue mich über den dankbaren Blick, den er auf das Leben wirft. Später finde ich heraus, dass es der häufigste Spruch auf dänischen Grabsteinen ist und dass man „Tak for Alt“ nur dort verwendet. An diesem Sommertag auf dem Friedhof weiß ich das noch nicht. Ich stehe einfach da und freue mich an dem Dank, den ich gleich dreifach höre. Als Dank der Hinterbliebenen an die, die da begraben lieben und die ihnen wichtig waren im gemeinsamen Leben. Als Dank der Verstorbenen an die, die zum Grab kommen und zu ihrem Leben dazugehört haben. Und als Dank an den, der das alles, das Leben, unsere Freude, unseren Dank überhaupt erst möglich macht, Gott. „Danke, für dieses Leben. Danke für alles.“
Tak for alt. Ein richtig guter Satz für einen Grabstein.
Allerdings: Warum eigentlich nur für einen Grabstein? Warum warten mit dem Dank bis zum Tod? Ich nehme den Satz mit vom Friedhof in den Alltag, von den Toten zu den Lebenden, aus dem Sommer in Dänemark in den Herbst in Oberkassel. Denn auch hierher passt er: Vor uns liegen das Gemeindefest und Erntedank, Feste, die uns ermutigen, die Vielfalt und Fülle wahrzunehmen, aus der wir leben dürfen. Die uns erinnern, wie reich wir beschenkt sind mit Menschen und Fähigkeiten, mit Gütern und Gaben. Die uns einladen denen zu danken, die uns lieb und teuer sind und Gott, der uns Freude, Dank – und ja – das Leben selbst schenkt. „Danke für alles.“
Am Ende des Herbstes nehme ich den Satz dann doch wieder mit zurück auf den Friedhof. Auch dort hat er seinen guten Platz. Er lädt uns zum Dank ein, wenn wir unserer Verstorbenen gedenken und uns an das Leben erinnern, das Gott uns verheißt. Danke für alles. Tak for Alt.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Pfarrerin Sophia Döllscher