... letzten Moment vor Beginn des Festes steckt diese Angst in mir: Was mache ich, wenn keiner kommt? Wenn mein Fest den Leuten nicht wichtig genug ist?
In diesen Tagen ist es wieder soweit: Die Kirche hat Geburtstag. Das ist jedenfalls ein Aspekt, den wir mit dem Pfingstfest verbinden. Pfingsten – das ist nach Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest im christlichen Kirchenjahr. 50 Tage nach Ostern wird es weltweit in den christlichen Gemeinden gefeiert, als Fest des Heiligen Geistes und als Geburtstag der Kirche.
Die Kirche hat also Geburtstag, und ich muss keine Hellseherin sein, um jetzt schon sagen zu können: Es werden nicht allzu viele Gäste zum Fest erscheinen. Die alte Dame ist schon so alt, dass sie vielen gar nicht mehr persönlich
bekannt zu sein scheint. Auch gelten ihre Feiern gemeinhin als etwas antiquiert und langweilig. Auch die Bewirtung ist meist eintönig.
Es wird wohl eher ein kleiner, intimer Kreis sein, der sich an Pfingsten trifft, um den Geburtstag der Kirche zu feiern. Die einen werden auf ihren Plätzen sitzen und Trübsal blasen, während die anderen in Gedanken schon einen Nachruf verfassen. Wieder andere reden vom „Gesundschrumpfen“ und freuen sich, denn es kommt ja auf die an, die da sind, und nicht auf die, die nicht erscheinen. Prost!
Ich sitze auch dabei und irgendwie zwischen allen Stühlen, denn ich fühle mich für das Geburtstagskind irgendwie verantwortlich, irgendwie aber auch nicht. Denn zum Glück bin ich ja nicht die Gastgeberin, denke ich, während ich das Brot nach rechts reiche und den Wein nach links.
Doch während ich esse und trinke, fällt mir ein, warum ich hier bin. Es ist die Geburtsgeschichte, die mich gelockt hat. Die Geschichte von Trübsal blasenden Menschen, eingeschlossen in einem Raum. Isoliert und rückwärtsgewandt. Diese Geschichte wird dann aber zu einer Geschichte des Aufbruchs. Denn Gottes Geist – so heißt es in dieser Geschichte – berührt die Menschen. Aus Tristesse und Mutlosigkeit werden Mut und Sprachfähigkeit. Plötzlich reden die Menschen voller Freude miteinander und erzählen vom Glauben an ihren Gott. Aus einer trübsinnigen Versammlung wird ein Fest, ausgerichtet vom Geist Gottes. Von dem Geist, der weht, wo Gott es will. – Ob sein Geist in unserer Kirche weht? Ich gebe die Hoffnung nicht auf!
Frohe Pfingsten!
Ihre Pfarrerin Anne Kathrin Quaas