Schwerpunktthema: Seelsorge
Schwerpunktthema: Seelsorge
in dieser Ausgabe setzen wir die Reihe zur Konkretisierung und Umsetzung der Gemeindekonzeption fort mit den Bausteinen "Seelsorge" und "Diakonische Arbeit" ...
Seelsorge
In unserer Gemeinde wird Seelsorge konkret durch die seelsorgliche Arbeit unserer Pfarrerin und unseres Pfarrers, bei Haus- und Krankenbesuchen und in den Altenhilfeeinrichtungen praktiziert. Ergänzt wird diese Arbeit durch die seelsorgliche Arbeit unseres Besuchsdienstes. Weitere Informationen zur Seelsorge finden Sie hier
Diakonische Arbeit
Dieser Dienst am Menschen geschieht in organisierter Form in den diakonischen Einrichtungen oder als unmittelbare Aufgaben.
Gemeindenahe diakonische Einrichtungen:
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Sozialberatung mit dem Kaffeetreff
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Verein „Textilien, Topf und Tasse e.V.“
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Evangelisches Kinder- und Jugendheim Probsthof GmbH
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Evangelische Kindertagesstätte Dollendorf GmbH
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Evangelisches Seniorenzentrum Theresienau e.V. mit seinem angeschlossenen ambulanten Pflegedienst.
Gemeindeeigene Einrichtungen und Dienste:
- Evangelischer Kindergarten Oberkassel
- Besuchsdienst für ältere kranke Menschen
- Helferinnenkreis Theresienau.
Weitere Informationen zur Diakonischen Arbeit finden Sie hier
Seelsorge
„Es müsste doch so sein, dass jeder Mensch wenigstens irgendwohin gehen könnte.
Denn es kommen Zeiten, wo man sich unbedingt an jemanden wenden muss.“ [F. Dostojewski]
1. Seelsorge als Aufgabe der Gemeinde
Die Seelsorge ist ein wesentlicher Baustein jeder Gemeindearbeit. Auch wenn das Wort „Seelsorge“ wörtlich in der Bibel gar nicht vorkommt, finden wir in den biblischen Erzählungen, vor allem auch in der neutestamentlichen Briefliteratur so etwas wie „seelsorgerliches“ Handeln und Denken. Wir lesen vom liebevollen Umgang der ersten Christen miteinander, davon Hoffnung zu vermitteln, Vergebung zu empfangen und zu gewähren. Wir lesen vom gegenseitigen Binden und Lösen, vom Befreien und Ermutigen.
Seelsorge ist die „Muttersprache der Gemeinde“. Schon in der Schöpfungsgeschichte wird deutlich, dass wir auf ein „Du“ hin, auf Beziehung geschaffen sind. Jesus ist in besonderer Weise ein Vorbild, wenn es darum geht, andere Menschen mit ihren Bedürfnissen wahrzunehmen, zu begleiten und füreinander da zu sein. In den urchristlichen Gemeinden ist – wie wir es auch in unserer Gemeindekonzeption formulieren – die Seelsorge immer Aufgabe der ganzen Gemeinde.
So wie schon im Neuen Testament das „Miteinander“ eine zentrale Rolle spielt („Vergebt einander – ermahnt einander – stärkt einander – nehmt einander an ...“), so ist auch heute in unserem Verständnis die Seelsorge die gegenseitige Unterstützung bei der Arbeit im Reich Gottes und die wechselseitige Herausforderung dazu. Alle Christinnen und Christen sind aufgerufen, Seelsorgerinnen und Seelsorger zu sein – füreinander und miteinander.
Seelsorge umfasst den ganzen Menschen in allen seinen Lebensbezügen: in seiner Persönlichkeit, in seinem geistlichen Wachstum, in seinen sozialen Bezügen (z. B. in Partnerschaft und Familie), in seiner Gemeinde, in seinem Beruf, seinem gesellschaftlichen Engagement. Somit ist Seelsorge Glaubens- und Lebenshilfe, also eine spezifische Umsetzung des Evangeliums in den konkreten Alltagsfragen des Hilfesuchenden.
2. Formen der Seelsorge
Auch wenn Seelsorge schon immer Aufgabe der ganzen Gemeinde war, so haben sich in unserer kirchlichen Arbeit bestimmte Formen der Arbeitsteilung entwickelt. Auch wenn wir in unserer Gemeinde das Priestertum aller Gläubigen betonen, ist die Seelsorge zunächst doch eine pfarramtliche Aufgabe. Sprich: sie ist Aufgabe der Pfarrerin und des Pfarrers. Diese Aufgabe gilt es so wahrzunehmen, dass für die Seele der Hilfesuchenden im weitesten Sinne gut gesorgt ist.
Seelsorge heißt: Zuhören, Verstehen-wollen, Anteilnahme, Trost und Rat geben, Förderung, Ermutigung, Zuspruch (oder auch Ermahnung), ein gesprochenes Gebet oder Segen, die ganz praktische Hilfeleistung – und vieles mehr.
Seelsorge geschieht beim Hausbesuch, am Krankenbett, in Tauf-, Trau- und Trauergesprächen, aber zuweilen auch bei der zufälligen Begegnung im Supermarkt. Seelsorge findet im Gespräch mit Einzelnen statt, aber auch in den Gruppen und Kreisen unserer Gemeinde. Seelsorge geschieht meist in der Form der persönlichen Begegnung, aber auch die modernen Kommunikationsmittel (eMail, SMS, etc.) erweisen sich als hilfreich für den seelsorgerlichen Kontakt.
Wären wir in der Seelsorge allerdings allein auf die Arbeit des Pfarrers und der Pfarrerin angewiesen, so wäre die Situation vermutlich völlig unbefriedigend für die Gemeinde.
Gott sei Dank haben sich in unserer Gemeinde und in unserer Kirche Strukturen entwickelt, die eine breite seelsorgerliche Arbeit möglich machen.
Wir haben in unserer Gemeinde einen gut funktionierenden Besuchsdienst, so dass gerade die Älteren und Ältesten in unserer Gemeinde zumindest zu den Geburtstagen besucht werden.
Über diesen Kontakt in die Häuser bewahrt sich unsere Gemeinde ein gewisses Gespür für die Nöte unserer Senioren. Wer ist erkrankt? Wer braucht eine Fahrgelegenheit zum Gottesdienst? Wer freut sich über einen Besuch? Die Arbeit unseres Besuchsdienstes ist kostbar – nicht nur für die Besuchten, sondern auch für das Miteinander unserer Gemeinde.
Auch in der Sozialberatung unserer Gemeinde wird ein wichtiges Stück seelsorglicher Arbeit geleistet, denn die Sorge um die Seele lässt sich nicht von der Sorge um die menschlichen Gründbedürfnisse trennen. An dieser Stelle sind seelsorgerliche und diakonische Arbeit aufs engste miteinander verknüpft. Als Gemeinde unterstützen wir außerdem die seelsorgerliche Arbeit des Ambulanten Pflegedienstes Theresienau und das Trauerforum Kimana.
Hinzu kommt die hochqualifizierte Arbeit der Notfallseelsorge, der Telefonseelsorge und unserer Evangelischen Beratungsstellen im Kirchenkreis. Diese spezifischen Formen der Seelsorge ermöglichen Hilfe in besonderen Krisensituationen (auch durch das Engagement geschulter Ehrenamtlicher), die das gemeindliche Angebot auf eine gute Art und Weise komplementieren.
Das Spektrum unserer seelsorgerlichen Arbeit ist also weit. Als Gemeinde ist es uns ein Anliegen, dass die Sorge um den Menschen auch wirklich den Menschen erreicht. Ob die Strukturen seelsorglicher Arbeit, wie sie sich in unserer Gemeinde entwickelt haben, wirklich ausreichend ihrem Zweck dienen, ist immer wieder zu prüfen. Deshalb ist es wichtig, dass wir auf einander achten und die Nöte und Bedürfnisse des anderen wahrnehmen. Deshalb ist es aber auch wichtig, dass Menschen Hilfe suchen, nach Hilfe fragen und sich helfen lassen. Nur so kann Gemeinde ihre seelsorgliche Verantwortung auch wirklich wahrnehmen
Pfarrerin Anne Kathrin Quaas
Diakonisches Wirken in der Gemeinde
„So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.“ [Jakobus 2, 24}
Mit vier Begriffen werden die grundlegenden Aspekte des kirchlichen Wesens und Auftrags beschrieben
- Gottesdienst (Liturgia),
- Zeugnis (Martyria),
- Dienst (Diakonia) und
- Gemeinschaft (Koinonia)
Von Clemens Theodor Perthes aus Bonn, einem der Pioniere der diakonischen Arbeit, stammt der bemerkenswerte Satz: Diakonie ist bürgerschaftliche Selbsthilfe. Niemand soll durch die Maschen fallen, keiner in seiner Not allein bleiben. Perthes hat damals bereits die Partnerschaft mit den staatlichen Hilfen als gemeinschaftliches Zusammenwirken betont, was auch heute noch gilt.
Der Dienst am Menschen in der Nähe und in der Ferne unter der übergeordneten Bezeichnung Diakonie umfasst heute zahlreiche Aufgabenstellungen innerhalb und außerhalb der Kirchengemeinden. Darauf nimmt die Gemeindekonzeption in ihrer Unterscheidung zwischen gemeindenahen und gemeindeeigenen Einrichtungen und Aufgaben Bezug. Exemplarisch für die Wahrnehmung gemeindeeigener Aufgaben wird in dieser Ausgabe über den Besuchsdienst unserer Gemeinde berichtet.
Die Träger der großen gemeindenahen Einrichtungen (Evangelisches Kinder- und Jugendheim Probsthof GmbH und Evangelisches Seniorenzentrum Theresienau e.V.) sind Mitglieder im Dachverband der Diakonie (Diakonisches Werk Rheinland Westfalen Lippe), einem der Mitgliedsverbände der Diakonie Deutschland, dem Spitzenverband auf Bundesebene. Das Spektrum der Arbeit der Diakonie umfasst praktisch alle Aufgaben im sozialen Bereich von der Beratung in besonderen Notlagen über ambulante und stationäre Pflege bis zum Entwicklungsdienst (Brot für die Welt), von der Hilfe für Menschen mit Behinderung bis zum Spezialkrankenhaus. Der Bezug zur lokalen Kirchengemeinde besteht in vielen Fällen nicht mehr; es handelt sich um große Unternehmen, die sich von „normalen“ Wirtschaftsunternehmen nur noch dadurch unterscheiden, das sie nicht gewinnorientiert arbeiten, sondern als gemeinnützige Organisationen die erwirtschafteten Mittel wieder investieren bzw. anderen gemeinnützigen Organisationen zur Verfügung stellen.
Auf Bundesebene gehören die Diakonie auf evangelischer Seite und die Caritas auf katholischer Seite zu den größten Deutschen Arbeitgebern. Im Bereich der Diakonie arbeiten ca. 450.000 Menschen als Angestellte und ca. 700.000 Freiwillige; im Bereich der Caritas gibt es ca. 560.000 Mitarbeiter und annähernd ebenso viele Freiwillige. Finanziert wird die Arbeit zu weitaus mehr als 90% durch öffentliche Mittel (aus Steuern) und Mittel aus der Sozialversicherung, bis auf Brot für die Welt, das zu rund 50 % aus Spenden und Mitteln der Kirche getragen wird. Nur ein relativ kleiner Teil der Mittel für die Tätigkeit der Diakonie kommt aus Kirchensteuermitteln und Spenden.
Auf Gemeindeebene werden diakonische Aufgaben in folgenden Bereichen wahrgenommen und zu Teilen finanziert:
- Gemeindeeigener Kindergarten in Oberkassel (hier trägt die Gemeinde 17% – rund 29.000 Euro nach dem Haushalt)
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Sozialberatung (hier trägt die Gemeinde die Kosten für den Anteil der Beratung für Oberkassel und Dollendorf),
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Gabenkasse (Einzelhilfe in besonderen Situationen; Kosten trägt die Gemeinde)
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Zuschuss für den ambulanten Pflegedienst Theresienau (trägt die Gemeinde um zusätzlich Aufgaben – Seelsorge im weiteren Sinne – neben der knapp getakteten professionellen Pflege leisten zu können).
Weitere diakonische Aufgabenstellungen werden überwiegend von Freiwilligen (Ehrenamtlichen) übernommen. Hierzu zählen:
- der Besuchsdienst und
- der Helferinnenkreis Theresienau
Vergessen werden darf darüber hinaus nicht, dass es zahlreiche Gemeindemitglieder gibt, die tätige Hilfe in ihrer unmittelbaren Umgebung und in der Nachbarschaft leisten und somit Dienst am Nächsten in der Nähe. Als Dienst am Nächsten in der Ferne kann auch das gewürdigt werden, was Monika und Uwe Lawrenz in Lateinamerika geleistet haben.
Klaus Großjohann unter Berücksichtigung von Anregungen von Udo Blaskowski
Besuchsdienst
In unserer Gemeinde gibt es sie bereits – Menschen, die Freude am Besuchsdienst haben. Sie lassen sich ansprechen, im Namen der Gemeinde andere zu besuchen, und manchmal ist es nach einem Besuch nicht klar, wer der Beschenkte ist. Besuchsdienst ist keine Seelsorge, und doch wird im Besuchsdienst immer wieder Seelsorgliches seinen Raum haben. Gottes Geist kann seelsorglich auch da wehen, wo wir Menschen einfach nur besuchen und mit unserem Gruß aus der Gemeinde erfreuen. Es ist ein besonderes Ehrenamt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Besuchsdienst sind ein Gesicht der Gemeinde, ein lebendiges Zeichen dafür, dass niemand vergessen oder zurückgelassen wird.
Herzliche Einladung zur Mitarbeit im Team!
Elke Nolden, Vorsitzende des Diakonieausschusses